Description

Since the 1970s, the direct use of solar energy has seen considerable technical progress and generated high hopes for the future. However, despite the high mobilization potential in science, politics, and business, and the resulting generous subsidies, photovoltaics remained a future technology with no market opportunities until the middle of the last decade. The book shows that this development can be attributed to problems of sectoral regulation: recurring implementation problems and conflicts in industry and politics prevented solar technology from being developed effectively and supported continuously.


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Excerpt from Chapter 1

Es mangelte der Photovoltaikindustrie wiederkehrend nicht an finanziellen Mitteln oder prinzipiell an politischen Fürsprechern für die Kommerzialisierung der Technologie, sondern an Kontinuität in der Hochskalierung der Fertigung, in der Schaffung robuster Nachfragestrukturen und in der breiten politischen Unterstützung. Der Sektor scheiterte, anders gesagt, an ausbleibendem policy feedback. Mehr noch, auch Einschnitte in Fördermittel und andere Ressourcenflüsse lassen sich episodisch ebenso sehr als Folge wie als Ursache von sektoralen Entwicklungsproblemen verstehen. Die Photovoltaik im Besonderen und die industriegesellschaftliche Sonnenenergienutzung im Allgemeinen verharrten als unerfüllte Versprechen in einer längeren Geschichte aus großen Hoffnungen, politischen Versuchen, ihre Kommerzialisierung anzustoßen, sektoralem Kollektivversagen und mangelnder Unterstützungskontinuität. Ich zeige im Folgenden, dass die Zyklen der Entwicklung der Photovoltaikindustrie Zyklen aus sektoraler Fragmentierung und Kohäsion waren, Ausdruck eines kollektiven Problems zwischen Forschung, Industrie, Politik und Zivilgesellschaft. Der kollektive Aspekt der Entwicklung des Sektors lässt sich als Geflecht aus mehrseitigen Koordinations-, Kooperations- und Schlichtungsproblemen über die Zeit verstehen, als ein Ordnungsproblem, die Ausgangsvisionen einer solaren Wende in Energiewirtschaft, Gesellschaft, Industrie und Politik im Sektoraufbau wirksam am Leben zu halten. Auf der Ebene der Fertigung etwa waren zur stetigen Entwicklung vielfältige und in ihren Erfolgsaussichten voneinander abhängige Vorleistungen beteiligter Akteure nötig. Kamen diese Vorleistungen ins Stocken, stockten sowohl die technologische Entwicklung als auch der Strom an Signalen an die Öffentlichkeit, dass die jeweilige staatliche Unterstützung nicht verpuffte und die früheren Entwicklungsversprechen realistisch waren. Auf der Ebene der Politik ging es nicht nur darum, Unterstützungssicherheit im Angesicht permanenter Subventionskritik und der Gefahr politischer Stimmenverluste zu garantieren, sondern auch darum, unter dieser Bedingung zwischen konkurrierenden Ansprüchen von Unterstützern selbst zu vermitteln, etwa zwischen großen und kleinen Fertigern, verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette, verschiedenen Regionen, Umweltaktivisten und Energieversorgern usw.


Citation

Timur Ergen. 2015. Große Hoffnungen und brüchige Koalitionen. Politik, Industrie und die schwierige Durchsetzung der Photovoltaik. Frankfurt/New York, Campus.

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